Leiborientierte Kunsttherapie

Was ist das eigentlich und was passiert da? Leiborientiert – Es geht um den lebendigen Menschen, seinem Erleben und Fühlen in seinem psychosozialen Umfeld. Kunsttherapie – ist die Kunst dies alles sichtbar und hörbar zu machen. Da entsteht Resonanz im Miteinander, Perspektivwechsel wird ermöglicht. Nahrung wie Erlaubnis, Trost und Würdigung darf der Klient annehmen. Dabei können neue Erfahrungen im Spiegel mit mir als professionellem Gegenüber gemacht werden. Veränderungsimpulse werden entwickelt.

Was passiert eigentlich in der ganzheitlichen kreativen Kunsttherapie?
Ich möchte hier gern ein Beispiel aus der Praxis zeigen.

Meine Klientin erzählt mir von ihrer Sehnsucht ins Handeln zu kommen und von ihrer Blockade, die sie davon abhält. Immer wenn sie etwas beginnen mag, geht es nicht. Sie fühlt sich deshalb traurig, frustriert und wütend auf sich selbst. Sie möchte da unbedingt raus, weiß aber einfach nicht wie.
Ich bitte sie, in ihren Körper zu spüren, wo und wie sich diese Gefühle äußern. Sofort legt sie ihre Hand auf ihren Bauch und beschreibt, wie es dort hart, eng und angespannt ist. Sie beschreibt es als Anspannung und Schmerz, als würden große Nägel in ihr stecken.
Als ich auch meine Hand auf meinen Bauch lege, spüre ich ebenfalls einen Druck und Schmerz dort. Ich melde ihr zurück was das mit mir macht und sie bestätigt mir, das auch ihr fast der Atem wegbleibt. Ich lade sie ein, ihre Gefühle auf ein Stück Karton zu malen. Als sie fertig ist mit ihrem Bild, beschreibe ich ihr einerseits, wie ich in ihren Malprozess und ihre Bild wahrnehme und was ich genau gesehen habe. Zudem benenne ich die Gefühle, die beides in mir ausgelöst haben und frage sie, ob dies auch ihre Gefühle sind. Sie nickt und ihre Augen röten sich.
Ich lade sie ein, ein Ventil für ihre Traurigkeit in ihrem Bild zu gestalten. Während sie die Tränen malt, höre ich einen tiefen Seufzer bei ihr. Auch ich atme mit auf. Sie hat die Idee, die Tropfen in einen Blumentopf fließen zu lassen, sodass daraus Blumen wachsen können. Mein Impuls, dem Bild vielleicht noch mit der Schere eine Form zu geben, veranlasst sie, ihm die Kontur einer Tulpe zu schneiden. Sie hat selbstwirksam ihren Schmerz verwandelt. Jetzt bricht der Damm und Tränen der Trauer und des Glücks fließen. Sie nimmt meine angebotene Hand und drückt sie. Eine neue Erfahrung von Trost und eine neue neuronale Verbindung ist geknüpft.

Unsere Zellen speichern unser gesamtes Erleben, unser Leibgedächtnis vergisst nichts.

Wenn du bereit bist, in Dich hineinzuspüren dorthin, wo es unangenehm ist und weh tut, dann suche dir eine professionelle Begleitung deines Vertrauens.